Gammelstad Kirchstadt: Weltkulturerbe in Lappland

Im Jahre 1996 wurde die Gammelstad Kirchstadt bei Luleå als Weltkulturerbe der UNESCO anerkannt. Das hat seinen Grund, denn heutzutage gibt es nur noch 16 Kirchstädte in Schweden. Gammelstad ist mit rund 408 Häuschen die größte und am besten erhaltene von ihnen. Viele der winzigen Unterkünfte sind in Privatbesitz und werden auch heute noch genutzt.

Die Geschichte der Gammalstad

Ursprünglich, das heißt, vor rund 1000 Jahren – befand sich das Land, auf dem sich heute die Kirchstadt befindet, noch zehn Meter unter dem Meeresspiegel. Das Zentrum des kleinen Ortes lag auf einer kleinen Insel an der Mündung des Luleälven. Im Zuge der schwedischen Expansionsbestrebungen wurde das Gebiet zu einem Markt- und Handelsplatz mit einer Kirchengemeinde, die sich bis hin zur norwegischen Grenze erstreckte. Auch Russland war an den Gebieten in Sápmi, also dem nördlichen Teil Skandinaviens, interessiert, weshalb Schweden das Land an verdiente Bürger stiftete und es besiedeln ließ. Im Jahre 1339 erwähnte man das erste Mal einen Gottesdienst in Luleå in schriftlichen Quellen. Ab nun hatten die schwedische Gesetzgebung und Besteuerung Gültigkeit im Gebiet von Norrbotten. Da Religionsfreiheit zur damaligen Zeit nicht zur Debatte stand, mussten alle Bewohner des Gebiets – auch die polytheistischen Samen – den Gottesdienst besuchen.

Gammelstad Kyrkstad. Foto: Carsten Dahlmann

Die Gammalstad Kirchstadt: Wochenendhäuschen für den Gottesdienst

Der Besuch der Steinkirche, die im 15. Jahrhundert errichtet wurde, war für die Bewohner Norrbottens also gesetzlich verpflichtend. Aufgrund der großen Distanzen, die Reisende in diesem Gebiet zurücklegen mussten, war es aber nicht möglich, nach dem Besuch des Gottesdienstes wieder zurück nach Hause zu fahren. Aus diesem Grund erlaubte die Kirche den Gläubigen, pro Familie ein kleines Haus auf dem Grund der Kirche zu errichten. Darüber hinaus regelte ein im Jahre 1681 erlassenes Gesetz die Häufigkeit des Kirchgangs. Wer zehn Kilometer entfernt wohnte, musste jeden Sonntag die Kirche besuchen. Lag ein Hof zwanzig Kilometer entfernt, so mussten die Bewohner nur alle 14 Tage ihre religiösen Pflichten wahrnehmen. Je weiter entfernt eine Familie wohnte, desto lockerer wurde die Regelung.

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Gammalstad Kirchstadt: Tinder im Norden

Für die meisten Menschen, die in der Region rund um Luleå wohnten, wird der Besuch der Kirche angenehm gewesen sein. So war das Leben der wohlhabenden Bauern komfortabel, jedoch in der einsamen Region mitunter langweilig. Der Besuch der Gammalstad Kirchstadt war die Gelegenheit, neue Leute zu treffen und den neuesten Klatsch und Tratsch zu erfahren. Das Kochen von Kaffee war sogar an Sonntagen erlaubt und so lud man sich nach dem Gottesdienst gegenseitig ein. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde es in der Stadt allerdings zu eng und so wurden die Besucher in Altersgruppen aufgeteilt: alte und junge Leute. Alt, das waren jene über 30 und die, die verheiratet waren. Als jung galten Teenager und Alleinstehende unter 30. Man kann sich denken, wie reizvoll es für Singles war, sich nach dem Besuch der Kirche zu treffen und ausgiebig zu begutachten. So lernten sich zahlreiche Ehepaare in der Gammalstad kennen.

Gammelstad Kyrkstad. Foto: Carsten Dahlmann

Die heutige Nutzung der Gammalstad

Die kleinen Häuser sind auch heute in Privatbesitz, aber es ist nicht erlaubt, permanent in ihnen zu wohnen. Allerdings treffen sich die Eigentümer und die Gemeindemitglieder mehrere Male pro Jahr, zum Beispiel an kirchlichen Feiertagen, für Märkte, Vorlesungen und andere Aktivitäten. Die Kirche sowie die Besuchsstube (Häuschen Nummer 253) sind im Sommer für Touristen geöffnet und können auch im Rahmen einer Führung besichtigt werden. Wer sich für das damalige Leben in den Dörfern interessiert, kann sich darüber im Freilichtmuseum Hägnan informieren. Dieses liegt in direkter Nähe der Gammalstad. Dort befindet sich ein Bauernhof, wo sich im Sommer auch Schweine und Schafe aufhalten. Im Kafe Fägnan serviert man diverse traditionelle Gerichte wie Fikabröd.

UNESCO-Welterbe in Nordschweden

Zu den nordschwedischen Welterbestätte der UNESCO zählen:

  • Laponia
  • Gammalstad Kirchstadt
  • Höga Kusten – die Hohe Küste
  • der Struwe-Bogen


Titelfoto: Gammalstad Visitor Center

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