Der Hund, so sagt man, sei der beste Freund des Menschen. Von einem besonderen Tier erzählt die Bergische Sage, in der ein Rüde seinen in den Wupperbergen verunglückten Herrn im Jahre 1442 vor dem sicheren Tode rettete. Die Sage berichtet, dass der junge Herzog seinem Hund so dankbar gewesen sei, dass er ihm nach seiner Genesung mit dem Rüdenstein ein Denkmal setzte. Heute erinnert ein im Jahre 1927 errichtetes Steinmal in Leichlingen an den heroischen Vierbeiner.
Die Sage vom Rüdenstein
Laut der von Otto Schell überlieferten Sage begaben sich im Jahre 1424 zahlreiche Ritter und Junker in den Wald, um der Jagd zu frönen. Robert, der Sohn des Herzogs Adolf von Berg, verfolgte einen Hirsch, stürzte dabei eine steile Felswand herab und verletzte sich schwer. Er wurde vermisst, jedoch nicht gefunden, bis einer der Jagdhunde winselnd und bellend durch den Schnee sprang und nicht eher abließ, bis die Gesellschaft ihm folgte. Man fand Robert schwer verletzt und steif gefroren am Wupperufer und brachte ihn zurück nach Schloss Burg, wo er sich rasch erholte und beschloss, dem Hund ein Denkmal zu errichten. Man erzählt sich, dass dieses Denkmal im 17. Jahrhundert durch einen heftigen Sturm in die Wupper geweht worden sei. Das heutige Denkmal wurde im Jahr 1927 durch den Widderter Verschönerungsverein errichtet.
Wie realistisch ist die Sage?
Laut Märchenforscher Max Lüthi sind Sagen „Erzählungen, die mit dem Anspruch auftreten, wirkliche Vorgänge zu berichten.“ Sie entfernen sich aber von der Realität, da dies entweder vom Erzähler beabsichtigt ist oder sie nach dem Stille-Post-Prinzip mündlich überliefert worden sind. Im Zentrum steht immer etwas Außergewöhnliches oder gar Übernatürliches. Die Erzählung vom heldenhaften Rüden hat durch den Bezug auf das Geschlecht derer von Berg einen gewissen Anspruch auf Glaubwürdigkeit. Schloss Burg ist zudem ab 1400 als Freizeit- und Jagdschloss der Herzoge von Berg bekannt. Auch das Verhalten des treuen Tieres ist nicht ungewöhnlich. Nur ein Robert von Berg ist uns leider nicht überliefert. Und wer in den Wupperbergen wandert, sollte stets darauf achten, wohin er seinen Fuß setzt, denn es geht mitunter steil nach unten.
Welcher Rasse setzt der Stein ein Denkmal?
Wer als Hundefreund den Rüdenstein genauer betrachtet, fragt sich sicherlich auch, welcher Rasse Roberts treuer Hund angehörte. Der Körperbau des steinernen Hundes könnte auf eine Bracke, einen bestimmten Typus des Jagdhundes, der seit dem frühen Mittelalter belegt ist, hinweisen. Es gibt die sogenannte Deutsche Bracke oder Olper Bracke, die im Sauerland gezüchtet wurde. Es ist denkbar, dass die damaligen Herzöge von Berg diesen Hund aus der Nachbarregion importierten.
Wie komme ich zum Rüdenstein?
Das Denkmal befindet sich an der Grenze von Solingen-Rüden und Leichlingen und ist von Solingen aus über eine Brücke über die Wupper zu erreichen. Als Orientierungspunkt kann die Gaststätte Rüdenstein dienen. Von dort aus ist es ist nicht weit bis zum Denkmal. Wer nicht über die Brücke, sondern geradeaus geht, erlebt einen wunderbaren Spaziergang im Naturpark Bergisches Land.
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Titelfoto: Carsten Dahlmann
2 Gedanken zu „Der Rüdenstein – tierische Treue im Mittelalter“