Wer die Antike erforschen will, muss dafür nicht zwingend nach Rom oder Pompeji fahren. Auch in Deutschland waren die Römer aktiv. Der berühmte Gaius Julius Caesar unterwarf im Jahre 54 vor Christus die keltischen Stämme der Eifel. Noch heute lassen sich die Spuren der einstigen Besatzer in der Region erkennen. Ein denkwürdiger Ort ist der „Heidentempel“, der Tempelbezirk Pesch, wo zu früheren Zeiten den drei Matronen gehuldigt wurde.
Die Pax Romana und die Interpretatio Romana
Was haben die Römer je für uns getan? Dass die Bewohner der Eifel nach den ersten heftigen Disputen doch mit dem Römischen Reich kooperierten, ist der Pax Romana, dem Römischen Frieden geschuldet. Wer sich anpasste und nicht gegen die römische Herrschaft aufbegehrte, konnte seiner Lebensweise entspannt nachgehen, die gut ausgebauten Straßen nutzen und in einer der zahlreichen Thermen relaxen. Was die Götterverehrung in dem einst keltischen Gebiet anging, so zweifelten die Römer nicht an der Existenz anderer Gottheiten und nahmen diese durch eine funktionale Identifikation mit den eigenen Göttern, die Interpretatio Romana, in den eigenen Kult auf. Einer der Gründe ist, dass man dem lokalen Gott auf seinem Gebiet mehr Macht zusprach als den eigenen Göttern im fernen Rom. Auch die drei in der Region verehrten gütigen Göttinnen wurden von den Römern verehrt.
Idyllisch: Der Heidentempel in Pesch
Der Tempel liegt im Gebiet der Nordeifel, zwischen den Dörfern Pesch und Nöthen, und zählt zu den besterhaltenen römischen Kultanlagen Nordrhein-Westfalens. Der Tempelbezirk Pesch wurde vermutlich zwischen dem ersten und dem vierten Jahrhundert nach Christus genutzt und später — im fünften Jahrhundert — gewaltsam zerstört. Bis dahin war der heilige Ort sowohl bei den Römern als auch der einheimischen Bevölkerung sehr beliebt. Angebunden war die Tempelanlage an die Agrippastraße, die Köln und Trier miteinander verband.
Fruchtbarkeit und Natur — das Wesen der Matronen
Man opfert(e) den Matronen, damit diese einen günstigen Einfluss auf den Alltag der Menschen nahmen. Das Prinzip Do, ut des (Ich gebe, damit du geben mögest) ist eine der Grundprinzipien der Opferpraxis und des archaischen Denkens. Wer es sich leisten konnte, stiftete nach erfolgreichem Wirken der Götter noch einen Weihestein. Dies steht auf einem der Steine in Pesch, der noch im Original erhalten ist: „Den vacallinehischen Matronen (hat) Lucius Caldinius Firminius gerne und nach Verdienst (sein Gelübde erfüllt).“ Die Göttinnen, die stets in der Dreizahl auftreten, haben einen sanftmütigen Charakter, was in den Beinamen deutlich wird. Der Name Matronae Gabiae kann mit „freigiebige Matronen“ übersetzt werden. Manche der Beinamen beziehen sich auf Regionen oder Bäume. Hier und da vermutet man, dass die Matronen die Disen des Ersten Merseburger Zauberspruchs (einem Zauberspruch zur Befreiung aus Gefangenschaft) sind.
Dos and Don’ts im Tempelbezirk Pesch
Auch der seit der Anfangszeit vorhandene Brunnen war Teil der Opferpraxis. Betrüblicherweise musste ein Eisengitter installiert werden, um zu verhindern, dass er als Mülleimer missbraucht wird. Neuheidnische Gruppen, die den Ort für religiöse Andacht nutzen, oder andere Besucher sollten folgendes beachten:
- der Müll sollte entsorgt werden
- die Weihesteine sollten nicht mit Wachs bekleckert werden
- Opfergaben an die Göttinen sollten den Tieren des Waldes nicht schaden
Weitere Spuren der Römer in der Eifel
Wer nach dem Besuch der gut mit Informationstafeln bestückten Tempelanlage Pesch mehr über Stätten der Römer in der Eifel erfahren möchte, kann folgende Anlagen im Umkreis erkunden.
- den archäologischen Landschaftspark Nettersheim
- das Tempelheiligtum Zingsheim
- Rheinisches Landesmuseum Bonn (für Originalfunde)
- den Römerkanal-Wanderweg (auf den Spuren der Wasserleitung zwischen Eifel und Köln)
Anreise zum Matronenheiligtum in Pesch
Anreise: Mit dem Auto erreicht man den Tempel über die A1. Bei der Abfahrt Nettersheim die Autobahn verlassen und Richtung Zingsheim fahren. Von dort auf die L206 in Richtung Pesch fahren, bis ein Parkplatz zu sehen ist. Ein Schild mit der Aufschrift „Römertempel“ weist den Weg zum Heiligtum. Koordinaten: 50° 32′ 0,89″ N, 6° 42′ 11,41″ O / 50.53358°, 6.70317°
Fotos: Mirja Dahlmann © Copyright 2020. Zeitenreise.net. All rights reserved.
2 Gedanken zu „Antike erleben: Der Matronentempel in Pesch“