Uppsala liegt nördlich von Stockholm und ist eine Universitätsstadt mit langer Tradition. In der 1477 gegründeten Universität findet sich der Codex Argenteus, die einzige Bibel in gotischer Sprache. Der Eriksdom, das Schloss sowie Gamla Uppsala mit dem Museum und den Königsgräbern – drei großen Grabhügeln -, zählen ebenfalls zu den Attraktionen der Stadt.
Sehenswertes in Gamla Uppsala
Das Areal um die Hügel herum umfasst mehrere interessante Orte:
- die Königsgräber
- die alte Kirche
- das Gamla Uppsala Museum
- das Freilichtmuseum Disa Gården
- das Restaurant Odinsborg
Uppsala – sakraler Ort der Wikingerzeit
Neben dem Eriksdom und dem Schloss in Uppsala zählen die drei großen Hügelgräber zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten vor Ort. Im Umkreis dieser Hügel befindet sich das Museum sowie die Kirche, die an dem Ort steht, an dem sich einst der heidnische Tempel von Uppsala befand. Erwähnt wird dieser von Adam von Bremen (circa 1070), der die dort zelebrierten Opferriten erläutert. Alle schwedischen Stämme waren zu einem Opfer verpflichtet. Wer schon zum Christentum konvertiert war, musste sich davon freikaufen. Bei diesen Opferriten war man nicht zimperlich.
„Von jeder Art von männlichem Lebewesen werden neun Stück geopfert, durch deren Blut man die Götter zu versöhnen pflegt. Die Körper werden in einem Hain, der beim Tempel liegt, aufgehängt. […] Dort hängen neben Menschen auch Hunde und Pferde, und ein Christ hat mir erzählt, er habe dort 72 Körper hängen sehen. Im übrigen sind diese Lieder, die man bei diesen Opferriten singt, vielerlei und unanständig, die [ich] auch daher lieber verschweige“, berichtet Adam von Bremen in der Gesta Hammaborum. Er erwähnt auch Statuen von Thor, Wodan und Frikko (Freyr), wobei Letzterer durch sein riesenhaftes Gemächt aufgefallen sein soll. Vorsicht ist natürlich geboten, wenn allein christliche Autoren über ein Geschehen berichten.
Moderne Religionsausübung: Alte Götter und neuer Glaube
Auch heute wird den nordischen Göttern in Uppsala gehuldigt. Der neuheidnische Verein Samfundet Forn Sed Sverige hält in der Osterzeit sein traditionelles Vårblot (Frühlingsfest) in Uppsala ab. Bei der immer lebensfrohen Veranstaltung opfert man natürlich weder Mensch noch Tier, sondern lebt eine moderne Art der Spiritualität aus. Die Redaktion eures Vertrauens hat sich die ganze Sache auch mal angesehen. 😉
Die Grabhügel – eine Touristenattraktion
Die Grabügel, die sich in kleinerer Form überall in Skandinavien, aber auch in anderen Teilen der Welt finden, sind ein Touristenmagnet. Aber was versteht man eigentlich unter einem Grabhügel? Darunter versteht man ein hoch aufgeschüttetes Hügelgrab, unter dem zum Beispiel eine Brand- oder Körperbestattung liegt – je nach Status auch mit Beigaben. Darüber hinaus errichtete man Hügelgräber an markanten Stellen, um zu demonstrieren, dass dieses Gebiet bewohnt war. Zugrunde lag auch eine Vorstellung an ein Weiterleben des Toten. Die Zeitspanne, in der man Grabhügel errichtet, variiert – vom Neolithikum bis ins Mittelalter hinein. Die Hügel in Uppsala sollen zwischen den Jahren 475 und 550 entstanden sein und sind zwischen 50 und 70 Meter hoch. Auch wenn es verführerisch ist, sollten sie nicht betreten werden, damit sie der Nachwelt auch später noch erhalten bleiben.
Wer liegt in den Königsgräbern von Uppsala?
Für den kleinen Bauern von nebenan haben die Zeitgenossen sicherlich kein Hügelgrab errichtet. Ein großes und prachtvolles Grab war hochstehenden Persönlichkeiten vorbehalten. Dem schwedischen Volksglauben zufolge sollen in den Gräbern Könige der Ynglinger, einem mythologischen Herrschergeschlecht bestattet sein. Snorri Sturluson, der Verfasser der Edda, berichtet, dass die Könige Aun, Egil und Adils in Uppsala bestattet sind.
Weitere Grabhügel: Hågahögen in Uppsala
Angesichts der Prominenz der Königsgräber geht aber schnell unter, dass Uppsala ein wahres Paradies für Freunde der Vor- und Frühgeschichte ist. So finden sich zahlreiche Grabfelder, aber auch ein weiterer Grabhügel, der Hågahögen oder König Björns Grabhügel genannt wird. Ihn findet ihr hier im Ortsteil Flogsta: Klick 🙂
Aufgrund seiner Höhe von sieben Metern wird er als das Grab eines bedeutenden Mannnes angesehen. Zerborstene Knochen im Inneren weisen auf brutale Geschehnisse, vielleicht Kannibalismus hin. Das Grab selbst stammt aus der späten Bronzezeit. Der Tote wurde eingeäschert und in einem Eichenstamm bestattet. In der Grabstätte fand man darüber hinaus auch ein mit Goldleisten verziertes Schwert, Spiralen aus Bronze sowie güldene Pinzetten.
Tipp: Wer das Denkmalszeichen erblickt, sollte sein Gefährt an die Seite lenken. Häufig findet sich ein Grabfeld oder ein Runenstein an nicht prominenter Stelle. Besonders in Uppsala und im Mälarengebiet gibt es viele solcher Orte.
Das Gamla Uppsala Museum
Das Gamla Uppsala Museum informiert über die Geschichte des Ortes und besticht zudem durch einen umfangreichen Museumsshop, in dem Bildbände und Bücher, aber auch verschiedene rekonstruierte Accessoires aus der Wikingerzeit feilgeboten werden. Führungen und Aktivitäten wie Bogenschießen sind ebenfalls Teil des Programms. Wer der schwedischen Sprache mächtig ist, sollte dem Museum auf Facebook folgen, denn es werden hier und da Online-Vorträge zu historischen Themen angeboten.
Adresse: Disavägen 15, 754 40 Uppsala
Eintritt: Erwachsene zahlen 100 Kronen (ca. 10 Euro), müssen aber den Rest des Jahres nichts mehr zahlen. Kinder bis 18 Jahre gratis.
Kulinarisches in der Odinsborg
1899 wurde die Odinsborg im Geist der schwedischen Nationalromantik errichtet. Sie ähnelt dem deutschen Jugendstil. Was Schweden und Deutschland in dieser Zeit gemeinsam hatten, war eine romantische Verklärung der Vergangenheit. So sind in der Odinsborg historische Darstellungen und Trinkhörner aus dieser Zeit zu sehen. Natürlich wird dort auch Met verkauft, der nach einem Geheimrezept aus dem 19. Jahrhundert hergestellt und auf Wunsch in Trinkhörnern serviert wird. Wer Verlangen nach einer kulinarischen Zeitreise in die Wikingerzeit hat, kann auch einen Wikinger-Abend buchen. Das Restaurant befindet sich nicht weit vom Museum und den Grabhügeln entfernt.
Das Freilichtmuseum Disagården in Gamla Uppsala
Schweine, Schafe und freilaufende Hühner bewohnen das Freilichtmuseum Disagården, das sich rund fünf Gehminuten entfernt befindet. Die Gebäude des Museums stammen aus der Zeit zwischen dem 16. und dem 19. Jahrhundert und wurden vor Ort neu aufgebaut. Es ist möglich, an frischen Kräutern zu schnuppern und während der Sommersaison mehr über die Lebensbedingungen und die sozialen Unterschiede der schwedischen Landbevölkerung zu erfahren. Ein Höhepunkt ist definitiv das Mittsommerfest vor Ort.
Gut zu wissen: Linderödeschweine stammen aus der Region Linderödsasen in der Nähe der Stadt Malmö. Sie gehören zu einer alten Rasse, von der es heute rund 1000 Exemplare gibt.
Die Universität mit der Wulfilabibel
Die Universität von Uppsala gilt als eine der ältesten des Landes – nur die in Lund ist älter. Eine der herausragenden Orte ist die gegenüber von Uppsala Schloss liegende Bibliothek Carolina Rediviva. Dort befindet sich der Codex Argenteus, die Silberbibel, ein Codex der Evangelien in gotischer Sprache. Dies ist so bemerkenswert, da es fast keine Überlieferungen der gotischen Sprache gibt. Besucher entdecken das wertvolle Exponat in einer verdunkelten Kammer in der Nähe des Haupteingangs.
Uppsala ist eine kleine, aber sehr moderne Stadt, die durch ihre Nähe zu Stockholm ein sehr beliebter Standort ist. Die Studentinnen und Studenten genießen das Flair der Stadt sowie das soziale Leben rund um die Universität, das von zahlreichen Traditionen begleitet wird. Zum Beispiel wird der Valborgsmässoafton, die Walpurgisnacht, von Studenten und Lehrkräften gefeiert.
Uppsalas Dom – die höchste Kirche des Landes
Der Dom St. Erik ist mit einer Höhe von 118,7 Meter das höchste Kirchengebäude von Skandinavien und eines der Wahrzeichen von Uppsala. Zahlreiche schwedische Könige wurden dort gekrönt und auch begraben. Zu den besonderen Preziosen der Kirche zählt ein vergoldeter Schrein aus dem 16. Jahrhundert, in dem die Überreste Eriks dem Heiligen untergebracht sind. Dieser gilt als Schutzpatron Schwedens und war zwischen den Jahren 1156 und 1160 König des Landes.
Darüber hinaus entdecken Besucher und Besucherinnen weitere Schätze im Inneren des sakralen Gebäudes, so zum Beispiel kostbare Wandmalereien aus dem Hochmittelalter sowie einen goldenen Kelch, der einst der Königin Kristina gehörte. Auch zahlreiche schwedische Könige sowie der Botaniker Carl von Linné, ein berühmter Sohn der Stadt, haben im Dom ihre letzte Ruhestätte gefunden.
Das Schloss und der Botanische Garten
Den Bau von Schloss Uppsala begannen schon die Zeitgenossen von Gustav Wasa. Wie viele Schlösser erlebte auch dieses im Laufe seiner Geschichte zahlreiche Höhen und Tiefen. Bei einem schrecklichen Feuer im Jahre 1702 musste das ehrwürdige Gebäude neu erbaut werden. Wer an einer geführten Tour teilnimmt, hat vom Dach aus eine ausgezeichnete Aussicht auf die Stadt und auf den liebevoll angelegten Park, wo sich zahlreiche Studenten, aber auch der Botanische Garten und das Evolutionsmuseum befinden.
Im Schloss befinden sich:
- das Uppsala Kunstmuseum
- das Haus des Friedens – ein Museum, das sich mit der Dokumentation von Friedensprozessen befasst
- das Museum Vasaborgen, in dem Hinterlassenschaften des abgebrannten Schlosses zu finden sind
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Ein Gedanke zu „Uppsala – Kultort der Wikinger und Universitätsstadt“