Das größte und sicherlich bemerkenswerteste Gräberfeld Dänemarks befindet sich auf Jütland in direkter Nähe der Stadt Aalborg und des Limfjords. Rund 700 Gräber sind dort zu entdecken. Das Gräberfeld von Lindholm Høje ist gut erhalten, da es bis zu seiner Entdeckung unter Sandverwehungen schlummerte. Häuser, Brunnen und Felder wurden von einer dicken Sandschicht überzogen, was vermutlich auch zur Aufgabe des einst erfolgreichen Handelsplatz führte.
Lindholm Høje bei Aalborg – die letzte Ruhestätte der Wikinger
Wer durch das schlichte Holzgatter gegenüber des Museums tritt, dem präsentieren sich Hunderte von grauen Steinen, die in Form von Kreisen, Dreiecken oder Schiffen angeordnet sind. Jede dieser Steinsetzungen ist das Grab eines Menschen. Man unterscheidet zwischen Gräbern aus der germanischen Eisenzeit (ca. 400 bis 800 nach Christus) und in der Wikingerzeit (ca. 800 bis 1000) angelegten Grabstätten. Nur 41 der letzten Ruhestätten sind Körper-, der Rest Brandbestattungen. Beide Formen sind in Skandinavien seit der Wikingerzeit belegt. Im Verlauf der christlichen Mission im neunten und zehnten Jahrhundert tendierte man dazu, die Angehörigen in einem Körpergrab zu bestatten. Die Anlage von kirchlichen Friedhöfen trug sicherlich zu dieser Sitte bei.
Die einstige Siedlung war aufgrund ihrer günstigen Lage am Limfjord auch ein Umschlagplatz für Waren, da der Fjord die Nordsee mit dem Kattegat — dem Meeresgebiet an der schwedischen Westküste — verband. So war der Ort ein wichtiger Knotenpunkt für den Handel mit England, Schottland und Norwegen. Entsprechend interessant waren die Gegenstände, die man in den Gräbern fand: Armringe, Perlen, Nägel, Tongefäße, Spinnwirtel, Wetzsteine oder auch Waffen. In einer Ruhestätte — einer Erdbestattung aus der Wikingerzeit — wurden sogar arabische Münzen entdeckt. Dies zeigt, dass die Mobilität der Händler auch in vergangenen Zeiten hoch war.
Schiffssetzungen am Limfjord – archäologische Deutung
Oberirdisch gelegene Schiffssetzungen finden sich hauptsächlich in Küstengebieten, zum Beispiel an der schwedischen Westküste, auf Gotland oder im Mälarengebiet bei Stockholm. Besonders dichte Ansammlungen sind jedoch in Dänemark belegt. Religiös betrachtet könnte das Schiff ein Transportmittel ins Jenseits sein, da die Seefahrt und das Meer auch eine religiöse Rolle spielten. Der bekannte Skandinavist Rudolf Simek beschreibt zum einen das Totenschiff Naglfar, das Teil des skandinavischen Endzeitmythos (und eine Black-Metal Band aus Umeå ;)) ist und zum anderen Hringhorni, das Begräbnisschiff des Gottes Balder. Rein pragmatisch betrachtet dürfte das Schiff eine den Zeitgenossen bekannte Form sein. Laut dem renommierten Ur-und Frühgeschichtler Torsten Capelle stellt die Schiffssetzung eine „symbolische Manifestation der Lebensweise, das heißt von Fahrt und Handel, von Mobilität über See“ dar.
Das Café von Lindholm Høje
Im gegenüber des Gräberfeldes gelegenen Museum werden zwei Ausstellungen präsentiert: eine über das Leben der Wikinger in Lindholm Høje und eine über die Zeit des Altertums am Limfjord. Neben interessanten Exponaten lockt auch der Museumshop, der unter anderem süffigen Met und Würfel aus Knochen feilbietet. Das zum Museum gehörende Café Lindholm bietet dem erschöpften Reisenden Kaffee, Kuchen und Snacks zu moderaten Preisen.
Adresse: Vendilavej 11
9400 Nørresundby
Tel: +45 9931 7440
Mail: historiskmuseum@aalborg.dk
Öffnungszeiten:
1. November – 31. März
dienstags – sonntags, 10 – 16 Uhr
montags geschlossen
1. April – 31. Oktober 2020
dienstags – sonntags, 10 – 17 Uhr
montags geschlossen
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